Sonntag, 10. November 2024

Meine Meinung zu "The day Iceland stood still"


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Genre: Dokumentarfilm. Dieser Film hat den Preis für den besten Dokumentarfilm gewonnen

Empfehlung: unbedingt ansehen und damit rechnen, dass man nach dem Film wütend, traurig oder motiviert ist.

Inhalt: Island am 24. Oktober 1975. 90% Aller isländischen Frauen legen ihre Arbeit nieder und damit ist nicht nur die Arbeit als zuniedrig enlohnte Angestellte gemeint, sondern wirklich alle Arbeit. Als Hausfrau, als Sekretärin, als Bäuerin, als Bäckerin, in der Redaktion und in der Bank überall legten die Frauen ihre Arbeit nieder. Im Dokumentarfilm erzählen die Frauen sehr lebendig darüber wie ihr Leben vor diesem Tag, wie es danach war und wie sie ihren Protest organisierten.

Ich bin danach ziemlich fertig und traurig. Island ist das Land mit den besten Bedingungen für Frauen ganz einfach, weil sie teilhaben können und gleichberechtigt sind. Und mir wird schlagartig bewusst, wie meilenweit wir in Deutschland weg sind, - von "Männer und Frauen sind gleichberechtigt", in Deutschland Artikel 3 des Grundgesetzes.

Ich sehe einen Film von 1975 und habe das Gefühl wir haben riesige Rückschritte gemacht. Nur ein Beispiel: Spreche ich mit Gendersternchen um die weibliche und männlich Form auszudrücken, dann kann ich sicher sein, dass irgendjemand in der Nähe sagt, dass er oder sie das nicht braucht. Auch im entfernteren Bekanntenkreis. Scheissegal was ich sonst sage - Hauptsache die Beschwerde über das Gendersternchen kommt an. Benutzt du Gendersternchen, bist du sofort in der Welt, die Söders niederträchtiger Hetze aufgebaut hat.

Oder all die Scheisse, die ich schon auf der Arbeit erlebt habe. Zum Beispiel in einer Multimediaagentur: Ich hatte mal ein Projekt auf dem Tisch, da sollte eine App steuern, wo ein Freier seine nächste Sexarbeiterin findet. Es sollten ausdrücklich freiarbeitende Frauen in diese App "integriert" und überwacht werden. Widerlich war das. Widerlich. Das Projekt habe ich verweigert, ich wollte es auch meinem Team nicht zumuten. Es musste zurückgegeben werden, kostet natürlich. Worauf der Vertriebschef, der das Projekt angeschleppt hat, mir eine Mail schrieb, ich solle doch jetzt mal eine Mail für ihn schreiben, in denen ich die Argumente aufzähle, warum die Agentur das Projekt nicht umsetzt. Auch die Mail habe ich verweigert. Nicht ein einiziger aus der Führungsriege hat sich bei mir entschuldigt, nicht einer. Ein IT-Projekt mit Zuhältern als Kunden. Und es brauchte mich Hansel um zu sagen, "Nein".

Als der Film zu Ende ist, muss ich weinen. Die Islandischen Frauen beschreiben, wie toll es war diese Massen von Frauen aus allen Strassen kommen zu sehen. Wie unglaublich selten ist das so - Frauen in Massen. Ich muss nur die Nachrichten sehen und immer wenn ich Menschenmassen sehe sind es Männer und zwar die von der Scheisssorte, die aggressiven, toxischen, ganz selten die loyale, die hilfsbereiten, die liebevollen Männer, ganz selten, die die an meiner Seite sind und viel zu oft, die die nichts kennen ausser Ihrem Ego. Warum bewegt sich die Welt rückwärts? Ich bin traurig.

Szene, die mir im Gedächtnis bleibt: Aðalheiður Bjarnfreðsdóttir, eine kluge Frau aus recht armen Verhältnissen, vier Schuljahre waren ihr vergönnt. Sie hält die erste Rede. Wird später Abgeordnete und sitzt bis 1991 im isländischen Parlament.

Trailer zu The day Iceland stood still

Und hier kann man ein Ticket für den Film kaufen und ihn noch bis zum 17.11. streamen https://online.nordische-filmtage.de/de/movies/30983

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