Samstag, 7. Februar 2015

Q & A zu "Joe Bullet"

In der Q&A gestern nach der Filmvorführung gab es super spannende Hintergrundinfos zum Film und zu dessen Entstehungsgeschichte.

Offensichtlich entstand in den 70er, 80er und 90er Jahren eine südafrikanische Filmindustrie, die sich ausschließlich an ein schwarzes Publikum richten wollte. Die Filmvorführung ist dem Regisseur und dem Hauptdarsteller gewidmet, die nicht bei der Vorführung sein können.

Tonie van der Merwe, der Produzent, auf dem Foto der zweite von links, erzählt von der Entstehung seines ersten Films "Joe Bullet" in dieser Zeit.
Er selber war Besitzer einer Baufirma und als solcher
- per Zufall an Filmaufnahmen beteiligt,
- Arbeitgeber für ca. 200 schwarze Arbeiter in seiner Firma
- und weil nicht viel anderes möglich war, veranstaltete er regelmäßig Filmabende für die Mitarbeiter.

Aus dieser Idee heraus entstand sein erster Film "Joe Bullet". Der Film hatte eine lange Produktionszeit - 18 Monate - ganz einfach, weil für viele Szenen reale Baustellen genutzt wurden. Beispielsweise wurden die Sprengungen im Film in der Realität als Bauauftrag durchgeführt.
Und mit dem ersten Film kam die Erfahrung, wie schnell die Zensur zu schlug. Eine lange Liste von "Verstössen" hing an dem Film: zensiert, weil der Film zeigt, dass ein schwarzer Mensch
- einen Sportwagen fährt
- ein Appartement besitzt
- einen Pistole besitzt
.... und viel Irrsinn mehr. Letztendlich wurde ein Lebensstil gezeigt, der für die schwarze Bevölkerung nicht erreichbar war. Und das Apartheidsregime wollte nicht, dass ein solcher Lebensstil eingefordert wird.
Um so erstaunlicher, dass insgesamt 1500 Filme (bis in die 90er) gedreht wurden, die es jetzt wieder zu entdecken gilt.