Dienstag, 14. Februar 2012

Kritik zu 'Jane Mansfield's Car'

Genre: Drama - Väter und Söhne

Empfehlung: Geeignet für Fans der amerikanischen Sixties oder Familiengeschichte

Inhalt:
Zusammenführung einer amerikanischen und einer englischen Familie. Die Verbindung zwischen beiden Familien ist die Mutter. Vor Jahren hat sie den alten Cadwell (= Amerika) verlassen und hat den alten Bedford (=England) geheiratet. Jetzt ist sie tot und möchte nicht in England, sondern in Amerika beerdigt werden. Ausser den beiden Alten spielen noch deren Söhne, die Enkel und (ein bisschen vernachlässigt) die Töchter und Enkelinnen mit.
Als der Film beginnt, denke ich: Diese Szenerie ist gestellt und künstlich. Die Dialoge sind hölzern und die Requisite nicht gut recherchiert. Ende der 60er hat niemand seine Jeans so auf halb acht getragen, dass die halbe Unterhose oben rausgeguckt hat. Das ist eine Mode der 2000der, dass Männer ihre halb entblößten Hintern zur Schau stellen. Ende der 60ties lief man eher noch gleich nackt durch die Gegend. Ich merke, dass ich nicht so richtig in den Film finde. Im Stillen nöle ich eine Weile an jeder einzelnen Szenen rum.
Ich ahne schon schreckliches als ich mich dann doch plötzlich in den Film gezogen fühle. Die künstlichen Dialoge wirken jetzt eher absichtlich und gut inszeniert, die schlechte Requisite stört mich plötzlich auch nicht, - warum soll nicht irgendein Hippie, damals schon den Hosenbund unter den Pobacken getragen haben. Und langsam ist sie bei mir angekommen, die ganze sonderbare 60er Zeit in einem kleinen Kaff im Süden der USA: Aufbruch und Stagnation. Nicht wissen wie man genau darüber reden soll - oder schweigen; halbe Sätze, die in die Leere gehen; Väter, die den ersten Weltkrieg kennen, Söhne, die im zweiten Weltkrieg waren, Vietnam, aber auch Barbeque, Autos, Hitze. Im Laufe des Films werden die beiden Alten immer mehr zu Fossilien, die trotz ihres schwierigen Verhältnisses zueinander viele Gemeinsamkeiten haben: Das Schweigen, die Kriegserfahrung, das Verhältnis zur nachfolgenden Generation .... und mehr und mehr fallen die beiden aus der Zeit.

Am Ende kann ich den so sehr Film geniessen, wie ich auch in ein Gemälde von Edward Hopper versinken kann.

Szene, die in Erinnerung blieb:
Skuril: Jane Mansfield's Unfallwagen wird gegen Eintritt auf dem Jahrmarkt gezeigt, incl. Schaufensterpuppe mit entsprechenden tödlichen Verletzungen.

Sonstiges am Rand: Billy Bob Thornton und John Hurt kommen an dem Abend sehr sympathisch und gelassen rüber. Thornton erzählt, dass die Szene mit Jane Mansfield's Unfallwagen autobiographisch ist. Er und John Hurt sind für mich die bestgekleideten Männer der Berlinale: Auffällige Schuhe/Boots, schwarze Anzüge, sehr schmal geschnitten. Class!