Sonntag, 12. Februar 2012

Kritik zu 'The relucant revolutionary'

Genre: Dokumentarfilm zum arabischen Frühling

Empfehlung: Anschauen, wenn er im Fernsehen kommt

Inhalt: Kais, ein Touristenführer im Jemen, betreut einen irischen Dokumentarfilmer. Beide werden in den Strudel des arabischen Frühlings gezogen. Kais möchte weder auf der einen noch auf der anderen Seite stehen. Er wünscht sich ein ruhiges Leben. Im Laufe der Revolution wandelt sich seine Ansicht und er und sein Schützling erleben im Protest Camp einen furchtbaren Angriff.
Ich kann gar kein abschliessendes Fazit sagen, mir sind so viele Gedanken im Kopf:
1.) Es gibt kaum Frauen im Film zu sehen - entweder sind sie komplett verschleiert oder unter 14 und unterhalten die Revolutionäre mit einer Tanzvorführung. Es ist verboten Frauen zu fotographieren.
2.) Die Revolutionäre haben so eine Märtyrer-Haltung, die ich kaum nachvollziehen kann. "Wir geben unser Blut für unsere Freiheit. Seht, wir stehen in der ersten Reihe mit nackter Brust, wir werden ins Paradies kommen, unsere Angreifer nicht."
3.) Es herrscht in jeder Szene Phonestärke 100. Alles wird geschrien. Ich halte mir im Kinosaal mehrmals die Ohren zu.
4.) Die Unmengen an Katblättern, die zur Betäubung gekaut werden. Die Revolutionäre sind alle natur-stoned. Bekiffte Proteste.

Szene, die besonders in Erinnerung blieb:
Als der irische Dokumentarfilmer seine Kamera auf eine persönliche Videonachricht auf seinem Handy richtet: Sein ca. 12-jähriger Sohn richtet eine Bitte aus Irland an seinen Vater:" Wir haben gehört, dass sie vier Journalisten festgenommen haben. Den Kameramann haben sie erschossen. Wir haben Angst um dich. Bitte komm nach Hause". Die Szene bleibt ohne jeden Kommentar. Nur die Kamera auf dem Handybildschirm. Der Ire ist mir sofort, sehr unsympathisch.

Sonstiges Erlebnis am Rand:
Nach dem Film, wie immer die Q&A - Frage und Antwort - mit den Beteiligten. Ich bin richtig froh als ich den ruhigen Kais, der sich nicht als Held sieht, vorne stehen sehe. Auf die Frage, ob er zur Zeit als Touristenführer arbeitet, antwortet erst der Ire: "Oh, come and get one of his businesscards". Kais selber lächelt darauf hin: "Ich habe zur Zeit keine Arbeit. Zur Zeit ist es wegen Al-Qaida etwas unruhig, ..... ja und gefährlich. Kommen sie in 3-4 Monaten, dann ist es ruhiger".