Dienstag, 21. Februar 2012

Kritik zur 'Kritik am Bären für Cesare deve mourir''


Langsam komme ich wieder im Alltag an .... Gauck da, Wulff weg, aha, ... Wo habe ich zuletzt was von Wulff gehört? Stimmt, er hat im 'Die Lage' dem Papst die Hand geschüttelt. ... Beruf, Familie alles taucht langsam wieder auf. Und währenddessen höre und lese ich all die Kritiken an der Bärenvergabe. Und ich bin erstaunt über das Erstaunen der Kritiker.
Im Grossen und Ganzen wird in der deutschen Presse über die Entscheidung der Jury genölt und selbst der freundlichste aller Kritiker, Knut Elstermann, im Radio 1 hat am Montag im Radio eine Vorstellung geliefert, dass man sich fragt, 'Wie entsteht dieser Dampf unter dem Deckel??'

Ich bin mit der Jury-Entscheidung völlig einverstanden, finde sie gelungen und habe mich sehr über den Goldenen Bären für die Taviani-Brüder mit "Cesare deve morire" gefreut.

Ich komme aus einer anderen Perspektive. Ich urteile rein als Zuschauerin völlig subjektiv, ich habe keine Ahnung von Filmhistorie, wie man einen Film 'macht' oder auch nur was die vielen, vielen Aufgaben bedeuten, die im Abspann auftauchen. Ich lasse Filme auf mich wirken und dann schreibe ich. Nicht mehr und nicht weniger.

Kritiker behaupten für "Cesare ... " müsste man mehr über den persönlichen Hintergrund der Männer, den Kontext, wissen (Elstermann für Radio 1, Wellinski für rbb). Ich denke, nein, ich sitze in der Vorstellung, bekomme nur kurze persönliche Infos über die Häftlinge und genau die reichen aus, um zu verstehen, dass dort Menschen zu sehen sind, die mit den Themen Macht, Betrug und Tyrannei eng, zu eng, in Kontakt sind. Das fand ich spannend, diese Leute Shakespeares Cäsar spielen zu sehen. Es hat sofort Fragen für mich selbst aufgeworfen. Von mir aus hätten es auch Politiker sein können, die das Stück aufführen. Viel mehr Kontext brauchte ich nicht.

Kritiker behaupten (Zeit-Online, Tagesspiegel) mit "Cesare ... " sei konsequent das alte Kino ausgezeichnet worden. Häää! Das habe ich gar nicht verstanden. Das Einzige, was ich an diesem Film alt fand, waren die beiden Regisseure und - nunja - den "Drehbuchschreiber" Shakespeare. Den Film und das Thema fand ich sehr aktuell. .... Ich will das mal vergleichen mit einem alten Armband, dass ich ab und an zu einem abgefahrenen Kleid trage .... ist deshalb mein Look alt?
.... Oder ging es wirklich, um das Alter der Personen? Ärgern sich die Kritiker, dass die Personen, die ausgezeichnet wurden alt sind? ... Die Darstellerpreise gingen doch an sehr junge Menschen Rachel Mwanza und Mikkel Boe Folsgaard, die eine 15 Jahre alt, der andere noch auf der Schauspielschule.

Was ist denn für so einen renommierten Kritiker 'jung' und wo hat derselbe 'Cesare .... ' quasi schon mal gesehen?

Mmh, sorry, zu den deutschen Beiträgen .....  Hans-Christian Schmid, Christian Petzold, Matthias Glasner ... das sind ja nun auch nicht gerade Vertreter eines jungen Films. Die machen oft gute Filme, gerade weil sie schon allesamt seit den 90er Jahren Erfahrung sammeln.

Wirklich junges Kino ist für mich 'Iron Sky', die mit unglaublichem persönlichen Engagement, so an der Filmindustrie vorbei einen tollen Film auf die Beine stellen oder "La vierge, les coptes et moi", ein Film, der nur so strotzt vor "ich probiere das jetzt mal"-Momenten.

Jetzt mal von mir eine Spekulation:
Vielleicht geht es bei den Kritiken auch um Konkurrenz und Wettbewerb (und es geht, um das ganz blöde Gefühl richtig fett daneben gelegen zu haben).
Egal, Artikel muss trotzdem geliefert werden, also wird patzig 'Christian Petzold gewinnt silbernen Bären' getitelt.

Da lobbe ich mir das Bloggen: Ich bin froh, dass ich hier so ganz subjektiv meine Eindrücke raushauen kann. Ich will in erster Linie authentisch sein und dann erst kommt .... vielleicht .... eine 'fachliche' Bewertung.

...... allerdings .... dass 'Iron Sky' so gar nichts gewonnen hat, nicht mal einen winzigen Nebenpreis, liegt natürlich daran, dass alle anderen keine Ahnung haben :-)))))