Mittwoch, 12. Februar 2014

Anderson

Ein Film über Sascha Anderson, der als bekannter Musiker und unbekannter Stasi-Informant in den frühen 80ern die intellektuellen Kreise im Prenzlauer Berg infiltrierte.

Mit diesem Film konnte ich nicht viel anfangen. Auf mich wirkte er wie ein Film von einer Insiderin für andere Insider. Sicher, die Geschichte ging damals durch die Presse, schließlich wurde Sascha Anderson von Biermann persönlich enttarnt. Das ist mittlerweile 30 Jahre her. Anscheinend ist das Gras über dieser Sache schon meterhoch, anders kann ich mir die abgeklärten und emotionsarmen Reaktionen von Anderson und den damals von ihm verratenen Freunden nicht erklären.

Interessant finde ich aber, daß Anderson diese Geschichte auch nach 30 Jahren nicht für sich aufgearbeitet hat. Mir scheint, daß er sie erst im Laufe der Interviews, quasi Live vor der Kamera aus der Verdrängung holt und beginnt, nach Erklärungen zu suchen. Dabei verstrickt er sich immer wieder in Widersprüche und versucht sich in seltsam verschwurbelten Rechtfertigungskonstrukten und Selbstmitleid. Seine Genossen aus der damaligen Zeit scheinen dagegen alle damit abgeschlossen zu haben.

Daß das letzte Wort noch nicht gesprochen ist, merkt man zwischen den Zeilen. Zum Beispiel treffen die ehemaligen Freunde im Film nie aufeinander. Es gibt nicht mal den Versuch einer Aussprache. Und bei der Premiere im Kino International hat man die Gäste auseinander gesetzt - sehr ungewöhnlich auf der Berlinale. Es ging dann wohl anschließend bei der Q&A auch etwas stürmischer zu als gewöhnlich. Siehe dazu auch Jannes Blog-Beitrag auf http://jannes-alltag.blogspot.de

Übrigens sagte die Regisseurin bei der Anmoderation heute, daß nach der Premiere etwas passiert sei, von dem sie sich gewünscht hat, daß es passiert. Leider konnte ich nicht zur Q&A bleiben. Aber eigentlich interessiert es mich auch nicht wirklich, ich bin kein Insider.

Ich hab kein Foto von dem Film oder der Q&A, finde aber das hier von der Straße vor dem Kino ganz passend. Das ist übrigens nicht Anderson.