Mittwoch, 12. Februar 2014

Meine Meinung zu "Xi You"

Gerne: Meditationsübung als Film

Empfehlung: Ein schönes Experiment und als solches empfehlenswert.

Inhalt: Ein buddhistischer Mönch bewegt sich im Zeitlupentempo durch das quirlige Marseille. Manchmal wird er "verfolgt" von einem französischen Schauspieler. Okay, genauer wäre "nachgemacht", man kann hier nicht wirklich von Verfolgungsjagd reden ;-)

Den Schauspieler sehen wir auch ab und an in gigantischem Format auf der Leinwand des IMAX - Kinos. Seine aufgeregt schlagende Halsschlagader steht im Gegensatz zu der langen ruhigen Szene.

Ich bin total erstaunt, denn ich langweile mich nicht eine Minute. Am Anfang brauche ich ein wenig, um mich auf das Tempo des Films einzulassen. Ich denke, 'Mmh, was wird da wohl passieren', dann denke ich 'Okay, bis was passiert kann ich ja mal dieses gigantische Portrait angucken'. Dann kommen die Szenen mit dem langsam schreitenden Mönch. Mal ist er auf einem großen riesigen Platz, mal auf einer schmalen Treppe, mal gegenüber einer quirligen Männer-Teestube. Auf der Treppe ist der Mönch ein Blocker, ein Hindernis. Die Unterhaltung der Passanten ist spannend: 'Sollen wir daran vorbei oder einen anderen Weg nehmen'. Ich bin erstaunt, die Passanten sind ängstlich. Manche lachen, manche werden erst unruhig, dann ruhiger, viele Passanten sind unsicher. Und welch ein Riesenunterschied zwischen dem konzentrierten Mönch und dem Schauspieler, der auch versucht langsam zu gehen, und wie schnell der Mönch dann doch voran kommt.
Das macht diesen Film aus, das eigene Kopfkino. Spannend, sich mal wieder mit den eigenen Gedanken beschäftigen.
Ich hatte erwartet, dass ich vielleicht einschlafen werde, im Kino. Nicht eine Sekunde. Ich verfolge den Film konzentriert.

Szene, die mir in Erinnerung geblieben ist: Vor der Männer-Teestube, alles voll mit wild gestikulierenden Alpha-Tieren. Ich sehe zu, wie alle irritiert sind und dann langsam ruhig werden. Im Prinzip, dass was mir beim Anschauen des Films wiederfahren ist.

Nebenbei: In der nachfolgenden Diskussion steht der quirlige, aufgeregte Schauspieler in krassem Gegensatz zum entspannten Film und zum Mönch. Ich ahne, welche Herausforderung es für den Franzosen war.